Colerianischer Adventskalender

07.12.2020

Jean-Baptiste Vigreux, von Freunden und Kollegen salopp Joba genannt, beugte sich gemächlich auf dem altmodischen Besuchersofa vor. Er schien damit stumm um Aufmerksamkeit zu bitten, eine unnötige Geste eigentlich. Schon seine Erscheinung mit dem stattlichen Bauch, den zerzausten, ergrauenden Locken und der großen Hakennase war geeignet, ihm jede Aufmerksamkeit zu verschaffen, derer er bedurfte.
»Hast du die Dinger auch sauber abgestimmt?«, stichelte er mit unüberhörbarem Schalk.
Einzig Benoit Costa schien davon wenig beeindruckt, er ließ sich von Vigreux nicht in seiner konzentrierten Ruhe stören. Wie eigentlich immer in den letzten 32 Jahren, die sie zusammengearbeitet hatten. Gerade justierte er mit einem Feinwerkzeug die Intra-Antenne des Kommunikators an einem seiner Intelli-Bots. Der kleine Roboter hielt geduldig still, während seine Kollegen wie eine kleine Horde metallischer Pinguine rings um die Besucher-Lounge des Werftbüros watschelten.
»Wollte mich da gerade jemand fragen, ob ich schon senil bin? Oder habe ich nur mein Hörgerät nicht richtig angepasst, lieber Joba? Eher hast du zehn Kilo abgenommen, als dass du mich jemals bei einer Fehljustage erwischen wirst, alter Knabe!«
Vigreux stützte beide Hände auf den Repulsor-Gehstock, der zwischen seinen Beinen vor der Sofakante lehnte. »Komm du erst mal in mein Alter. Dann wirst du dir schon von ganz allein diese Sprüche abgewöhnen, Wertester.«
»Wir sind gleich alt, schon vergessen?«
»Na, und wenn schon.«


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