Colerianischer Adventskalender

10.12.2020

 Rafale Goeland erhob sich und stand dann für einige Minuten still da, um sich voller Konzentration all das einzuprägen, was sie gehört hatte. Sie brauchte den Datenstick eigentlich gar nicht, ihre kleine, ehemals heile Welt stand schon jetzt kopf. Seufzend wandte sie sich von der Lichtung ab. Es wäre sinnlos gewesen, nach Spuren zu suchen, die diese Leute eventuell zurückgelassen haben könnten. Mit bedächtigen Schritten ging sie zurück in Richtung der Straße, gelegentlich trat sie auf einen der Granatsplitter, die ihr gegolten hatten. Als sie ihre zwischen den ersten Bäumen geparkte Thunderwing erreichte, wollte sie sofort eine Nachricht an Emmy und Nour schicken, aber es ging nicht. Ihre Hände zitterten so heftig, dass sie eine Ruhepause brauchten. Sie schwang sich auf ihr Gravbike und atmete mehrere Male tief durch, sog ganz Coleria in ihre Lungen ein. Dann ließ sie sich nach vorn sinken, verschränkte die Arme auf der Lenkermitte, den Kopf darauf gebettet. Ihr Haar roch nach Kiefernnadeln und herbstlichem Moder. Die Anstrengung übermannte sie schließlich und sie schloss die Augen, es war ohnehin sicherer, hier noch eine Weile im Schutz der Bäume zu verbringen. Während sie ruhte, hatte der düstere Herbsthimmel ein Einsehen und ließ dichten, schweren Regen auf Rafale und ihre Heimat fallen.

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